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Wie im Flüchtlingscamp Echtrop das erste Mal Weihnachten gefeiert wird

25.12.17 - Soester Anzeiger, © Brüggestraße 

Spielzeug von Kindern aus Möhnesee für Kinder in der Flüchtlingsunterkunft in Echtrop – das verbarg sich in den Tüten und Schachteln. Die Geschenke verteilten gestern als Organisatoren des Nachmittags Helfer vom „Runden Tisch Möhnesee“ gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlichen der Malteser. Die erste Weihnachtsfeier dieser Art gefiel gut. „Können wir gerne wiederholen im nächsten Jahr“, sagten Uwe Beissner vom Runden Tisch und Margit Husemann, Ehrenamtskoordinatorin für die Malteser-Werke. 

Echtrop - Ufuk hat Weihnachten schon durchgeplant für die Gäste in der ehemaligen Graf-Yorck-Kaserne: „Weihnachtsdisco an Heiligabend, Weihnachtskino am Montag und Dienstag. Der Besuch der Christmette, das ist alles schon privat organisiert, und in Kooperation mit dem Runden Tisch Möhnesee gibt es eine Weihnachtsfeier, für alle, die wollen.“

„Alle anderen Sport- und Freizeitangebote laufen weiter wie sonst.“ Ufuk ist einer der Hauptamtlichen bei den Malteser-Werken und macht über Weihnachten an allen drei Tagen Dienst als Leiter: „Dann können meine christlichen Kollegen in Ruhe Weihnachten mit der Familie feiern – ich bin Moslem, ich mache dafür dann frei, wenn im kommenden Jahr Zuckerfest ist. Wir feiern ja hier in der Einrichtung alle Feste mit. Weil jeder das Recht hat, dass seine Traditionen respektiert werden – wir alle lernen dabei voneinander.“

Viele, die fliehen mussten, kennen so etwas wie Religionsfreiheit nicht, erklärt er weiter: „Das ist ein Geschenk, dass wir so etwas in Deutschland haben“, sagt Ufuk. „Die Leute hier sind dankbar für diesen Frieden, das sagen sie uns immer wieder“, das erzählen auch Florian Zimmermann und Lisa Becker. Die beiden sind die neuen hauptamtlichen Deutschlehrer. „Dass wir Toleranz leben in Deutschland, dass wir Religionen ihre Freiheit lassen, darum haben wir keinen Krieg in Deutschland, so sagt man es uns, so schauen Leute von anderswo her auf unser Land.“

Bunt ist die Welt in der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung (ZUE), das haben die Haupt- und Ehrenamtlichen dem Anzeiger beim Besuch geschildert: „Im Moment sind um die 400 Gäste hier aus mehr als 30 Nationen, da sind dann viele Religionen vertreten: Moslems, Christen, auch Orthodoxe, Jesiden, Juden, Hindus“, berichtet Edwin Reynartz, der für die Bezirksregierung der Mann vor Ort ist. „Und das Miteinander funktioniert erstaunlich gut“, sagt Margit Husemann. Sie ist Hauptamtliche bei den Malteser-Werken, die die Einrichtung betreiben – im Auftrag der Bezirksregierung für das Land Nordrhein-Westfalen, und sie ist die neue Ehrenamts-Koordinatorin. Sie beruft sich auf die Erfahrungen der 87 Hauptamtlichen, die sich hier kümmern und von den 50 Ehrenamtlichen von Maltesern und dem Rundem Tisch unterstützt werden. „Die Vorbereitung auf Weihnachten ist ganz spannend gewesen: Das Fest wird im Deutschunterricht besprochen, und es wird über Normen und Werte und das Miteinander hier geredet“, berichtet Husemann 

Wunsch nach mehr Ehrenamtlichen

Was noch fehlt unterm Weihnachtsbaum? „Noch ein paar Ehrenamtliche“, das wünscht sich Margit Husemann: „Für die Bücherei, für die Kinderschule, fürs Vorlesen, in der Kleiderkammer, bei Beratungen – es gibt ganz viele Felder, wo wir Unterstützung gebrauchen können. Ich erkläre gerne die Einzelheiten, wenn man mich anruft.“ Was man braucht? Husemann bringt s auf den Punkt: „Spaß an der Arbeit mit Menschen und ein erweitertes Führungszeugnis – dabei helfen wir gerne weiter.“ So, und jetzt wird erst einmal Weihnachten gefeiert. 

Mit den Schneemännern, die die Schmelze beim aktuellen „Schietwetter“ überstanden haben: Aus Plastikbechern und bunter Pappe haben Bewohner die gebastelt.